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Nibelungen - 

Mythos, Kitsch, Kult

Zur Rezeptionsgeschichte des Nibelungenliedes

an 3 Orten in Königswinter:

Siebengebirgsmuseum -
Schloss Drachenburg - Nibelungenhalle
 

26. Juli  -  2. November 2008
 
  Eine Ausstellung von Studierenden

der Universität Bonn,
Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft und

der Universität Konstanz,
Studiengang Literatur-Kunst-Medien im Fachbereich Literaturwissenschaft

in Kooperation mit dem 
Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter


 
 
Presse-Information

 nib-titk Die Nibelungen haben Konjunktur: ob als mittelalterliches Helden- epos oder Fantasyroman, Drama, Oper oder Musical, als Archi- tekturdekor oder als Touristenattraktion. Ein Brennpunkt der facettenreichen Rezeptionsgeschichte des Nibelungenstoffes ist Königswinter mit sagenhaftem Drachenfels und 'Drachenloch', Schloss Drachenburg und der Nibelungenhalle.
 
Studierende der Germanistischen Mediaevistik der Universität Bonn und des Studienganges Literatur-Kunst-Medien der Universität Konstanz sind dem Faszinosum 'Nibelungen' in seiner medialen Vielfalt vom Mittelalter bis heute nachgegangen. Entstanden ist dabei eine Ausstellung an drei Orten: dem Siebengebirgsmuseum, der Nibelungenhalle und Schloss Drachenburg in Königswinter.
 
Die Studierenden haben  ihre Interpretation der Nibelungen-Vermark- tung in eine interaktive Erlebniswelt überführt. Stationen wie Reisebüro, Buchladen, Internetcafé oder Modeboutique und die Präsentation von "Nibelungen Pop und Kitsch" aus der Sammlung Grünwald thematisieren die vielfältigen Erscheinungsformen der Auseinandersetzung mit dem Nibelungenlied.
 
Zur Ausstellung wird ein Begleitprogramm mit Lesungen, Vorträgen und Kinderevents angeboten.

Das Thema
 
 

 

Das Nibelungenlied ist einer der einflussreichsten deutschen Texte überhaupt. Kaum ein anderer Text bot soviel Resonanzraum für nationale Einheitsideen und völkischen Wahn, kaum ein anderer deutscher Text wurde so oft übersetzt und bearbeitet. Die Spuren dieser ‚Überarbeitungen' stehen im Zentrum des Ausstel-lungsprojektes. Dabei ist unser Ziel nicht, die ‚wahren’ Nibelungen vor ihren  falschen und missbräuchlichen VerehrerInnen zu schützen oder wiederzuentdecken, sondern den Chor der Lesarten in seinen Poly- und Kakophonien heutigen Ausstellungsbesuchern als Echoraum erfahrbar zu machen.
Die Faszinationskraft des mittelalterlichen Textes und seine außerordentlichen Wirkungen spiegeln sich in vielfältigen Zeug- nissen seiner Rezeptionsgeschichte. Ausgehend von zahlreichen differierenden Handschriften des 13. bis 16. Jahrhunderts, die nach einer langen Phase nahezu vollkommener Vergessenheit im 18. Jahrhundert wiederaufgefunden wurden, reicht sie über literarische und musikalische Bearbeitungen bis hin zu politischer Funktio-nalisierung und kommerzieller Verballhornung im 19. und 20. Jahrhundert.
Der Ort Die touristische Attraktivität des Ortes Königswinter hat diesen Raum selbst zum Klingen gebracht: Zwischen dem Rheinstrom und einem "Eisernen Siegfried" am Rathausplatz, der für den Ersten Weltkrieg mit Nägeln gepanzert wurde, der Nibelungenhalle mit Drachenhöhle und Reptilienzoo, dem benachbarten Hagen-von-Tronje-Bienenstock, Schloss Drachenburg mit frisch restau-riertem Nibelungenzimmer, der Burgruine und Felswand des Drachenfels samt ‚Drachenloch' und daran geknüpften Sagen-varianten spannt sich ein imaginärer Raum auf, den Touristen heute noch begehen. Diese Imaginations- und Erinnerungskultur wurde (und wird) belebt durch ein Netz von Geschichten permanenter und temporärer Bewohner der Siebengebirgsregion, darunter wirkungs- volle Exegeten wie der biedermeierliche Übersetzer Karl Simrock und der gründerzeitliche Nachdichter Rudolf Herzog. Hinzu kommen zahllose bewegliche Medien wie Postkarten, Gemälde, Notgeldscheine und Keramikwaren in allen erdenklichen Drachenformen, die dieses Nibelheim am Drachenfels belebten und beleben.
Die Präsentation
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Ausstellung macht es sich zur Aufgabe, heutigen BesucherInnen ein Gespür für die Wirkmacht dieses imaginären Raumes, das Nibelungenlied und seine breit gefächerte Rezeptionsgeschichte mit ihren Königswinterer Konkretisierungen zu vermitteln. Was allenfalls leise als ‚Lied aus alten Zeiten’ denjenigen im Ohr zu klingen beginnt, die sich nach Königswinter aufmachen, soll ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden.
 
Die jeweiligen Studienschwerpunkte der universitären Partner – im Bonner Seminar die literarische Rezeption seit dem Mittelalter, in Konstanz die popkulturellen Auswirkungen des Nibelungenmythos – eignen sich in idealer Weise für eine ungewöhnliche Konkretisierung vor Ort am ‚nibelungischen' Schauplatz Königswinter. In Form einer dezentralen Ausstellung, die die verschiedenen Kristallisationsorte des vielfach präsenten Mythos zusammenbringt, können diese Strukturen einem breiteren Publikum sicht- und spürbar vermittelt werden. Die kulturelle Topographie und ihre touristischen Begleiterscheinungen liefern den Anlass, die Facetten der Nibe- lungenrezeption in Form eines "Marktes" zu erschließen, der mit seinen Ständen und Geschäftsräumen daran erinnert, dass Handel und Geschacher schon den Ursprungstext, erst recht aber seine Wirkungsgeschichte beherrschen. Dabei ist die Ausstellung als interaktiver Erlebnis- und Erzählraum gedacht. Besuchende sollen nicht passiv bleiben, sondern in multimedialen Installationen in die Ausstellung einbezogen werden:

 
 
Im Siebengebirgsmuseum bieten ein Reisebüro, ein Buchladen und ein Immobilienbüro ihre Dienste an, für Unterhaltung sorgen Theater, Internetcafé und eine "Fantasy-Kneipe". Hier findet der Besucher das zentrale Informationssystem, das ihm die Orientierung auf seiner weiteren Nibelungenreise erleichtert.
 
Die Nibelungenhalle präsentiert sich als ‚Lichtspielhaus', in dem die originale, fast hundertjährige Verehrung Richard Wagners in einen spannenden Dialog mit modernen Medienzeugnissen tritt.
 
In Schloss Drachenburg stehen Mode, Souvenirs und Antiquitäten im Vordergrund – darunter Objekte des Weimarer Sammlers Andreas Grünwald. Sie lassen die historischen Wandmalereien des "Nibelungenzimmers" lebendig werden.
Projektgenese Das Ausstellungsprojekt knüpft an die erfolgreiche Zusammenarbeit des Siebengebirgsmuseums mit dem Studiengang Literatur-Kunst-Medien der Universität Konstanz beim Ausstellungsprojekt „Wunderbare Welten. Die Romane Eduard Rheins“ (November 2005 – Juli 2006) an. In innovativer Weise wurde in dieser Ausstellung Literatur ins Museum gebracht (vgl. Museen im Rheinland 2 / 2006). An die Stelle der Sammlung von Dichterdevotionalien traten interaktiv nutzbare Erlebnisräume, die die Erfahrung von Lesenden in die Erfahrung von Ausstellungsbesuchenden übersetzten. Literatur wurde als imaginäres Universum begeh- und begreifbar.
Diese Idee greift das Folgeprojekt zur Rezeptionsgeschichte des Nibelungenliedes auf: zum einen durch die nibelungischen Touristenattraktionen der Stadt Königswinter; zum anderen durch die Kooperation des Schauspiels Bonn mit dem Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn in der Spielzeit 2005/06 anlässlich der Urauf-führung des Dramas von Helmut Krausser “Unser Lied. Gesang vom Untergang Burgunds – Nibelungendestillat“.
Die "Nibelungen"
als Museumsthema
 
 
 
 
Der Nibelungenstoff und seine schillernden Bedeutungsebenen waren in den zurückliegenden Jahren wiederholt Gegenstand musealer Präsentationen. Nicht nur "Schauplätze" wie Worms oder Xanten setzten und setzen sich damit auseinander, sondern auch große Landesausstellungen behandelten das Thema im Hinblick auf seine künstlerische Verarbeitung (München 1987/88) oder die Überlieferungsgeschichte des mittelalterlichen Epos (Karlsruhe 2003/04).
 
Im Vergleich dazu eröffnet die Königswinterer Ausstellung sowohl methodisch als auch vom Zugang her eine neuartige Perspektive. Die Konzentration auf die jüngere Rezeptionsgeschichte in ihrer medialen Vielfalt und der Einsatz origineller Vermittlungsformen stehen im Kontext eines engen Landschaftsbezuges. Die Einbeziehung markanter örtlicher Manifestationen des Nibelungen-mythos lenkt den Blick auf ein für das Siebengebirge in besonderem Maße typisches Merkmal: Seine Landschaft ist geprägt von zahlreichen wirtschaftlichen, historischen und kulturellen Spuren. Ihre Sichtbarmachung – und damit die Veranschaulichung der kulturlandschaftlichen Qualität dieser Region – ist ein besonderes Anliegen im Vermittlungsansatz des Siebengebirgsmuseums. Als besondere Facette zählen hierzu auch mythische und literarische Überschreibungen. Bei der bevorstehenden Museumserweiterung und Neustrukturierung der Dauerausstellung soll dieser Grund- gedanke anhand literarischer und künstlerischer Zeugnisse weiter vertieft und ins Zentrum der Dokumentation gerückt werden. Die geplanten Maßnahmen sind zudem Teil des Strukturförder- programms „Regionale 2010“ des Landes Nordrhein-Westfalen, dessen örtliches Projekt ":gesamtperspektive Königswinter _Dra- chenfels" den Erscheinungsformen der "literarischen Landschaft" als Teil der spezifischen kulturellen Topographie des Siebengebirges einen hohen Stellenwert beimessen wird. In diesem Sinne kann die Ausstellung "Nibelungen – Mythos, Kitsch, Kult" als aktueller Beitrag zur Konkretisierung dieser Vorhaben verstanden werden.

Buch zur Ausstellung Peter Glasner / Albert Kümmel-Schnur / Elmar Scheuren (Hg.): 
Nibelungen – Mythos, Kitsch, Kult. 
Rheinlandia-Verlag Siegburg 2008. ISBN: 9-783938-535486.
(300 Seiten, zahlreiche, teilweise farbige Abbildungen; Preis: 17,- Euro)
Website
zur Ausstellung
 
www.nibelungen-koenigswinter.de
 

Mitwirkende

Studierende:


aus Bonn:
Christina Bloemers, Kerstin Boljahn, Katharina Bruns, Christine Bücken, Anneka Driever, Inge Engels, Caroline Fuchs, Marco Heiles, Marina Japs, Sarah Jelitto, Anna Karin, Julia Kracht, Stefan Krüger, Bettina Pracht, Christian Raubach, Melanie Reinartz, Stefanie Spiesecke, Janina Treude, Sebastian Volk, Dirk Walbrühl, Caroline Wilken, Aletta Zahl;


aus Konstanz:
Stephanie Abele, Michael Appich, Andre Beckersjürgen, Veronika Bula, Vera Garvelmann, Dennis Herrmann, André Hoffmann, Alexander Jochim, Lisa-Marie Lindner, Anja Lübcke, Jessica Müller, Yvonne Rühle, Manuel Stettner, Anna Szegedi, Julia Walter.
 
Freie Mitarbeit (Siebengebirgsmuseum): Klaus Sieben, Dr. Helga Stoverock
 
Projektleitung:
Dr. Peter Glasner (Universität Bonn),
Prof. Dr. Albert Kümmel-Schnur (Universität Konstanz),
Elmar Scheuren (Siebengebirgsmuseum)


Beteiligte und
Förderer
  • Universität Konstanz, Studiengang Literatur-Kunst-Medien
  • Universität Bonn, Philosophische Fakultät, Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft
  • Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter
  • Schloss Drachenburg gGmbH
  • Nibelungenhalle Königswinter
  • Stadt Königswinter
  • Heimatverein Siebengebirge e.V., Königswinter
  • Professor-Rhein-Stiftung, Königswinter
  • sowie:
Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen
Städte- und Gemeinden-Stiftung der Kreissparkasse Köln im Rhein-Sieg-Kreis

Informationen /
Kontakt
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Elmar Scheuren
Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter
Kellerstr. 16, 53639 Königswinter
Tel.: 02223-3703; Fax: 02223-909272
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Dr. Peter Glasner
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Germanistsik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft
Am Hof 1 d, 53113 Bonn
Tel.: 0228-737426
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Prof. Dr. Albert Kümmel-Schnur
Juniorprofessur Digitale Medien/Digitale Kunst
Universität Konstanz , FB Literaturwissenschaft, Fach D 152, 78457 Konstanz
Tel.: 07531-88-5101; Fax: 07531-88-3897
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Adressen /
Öffnungszeiten
Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter
Kellerstr. 16, 53639 Königswinter, www.siebengebirgsmuseum.de
Öffnungszeiten: täglich (außer Mo) 14-17 Uhr, Mi bis 19 Uhr, So ab 11 Uhr.
 
Schloss Drachenburg
Drachenfelsstr. 118, 53639 Königswinter, www.schloss-drachenburg.de
Öffnungszeiten: Di-So 11-18 Uhr
 
Nibelungenhalle
Drachenfelsstr. 107, 53639 Königswinter, www.nibelungenhalle.de
Öffnungszeiten: täglich 10-18 Uhr

Kombi-Ticket für alle drei Ausstellungsorte:
 
7,- Euro   (Vergünstigung gegenüber Einzeltarifen: 2,50 Euro)
 
ermäßigt: 4,50 Euro   (Vergünstigung gegenüber Einzeltarifen: 1,50 Euro)

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