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Stumme Verkäufer

Eine Zeitreise durch die Welt der

historischen Warenautomaten

Sonderausstellung: 22. Juni - 10. September 2000,

Das Siebengebirgsmuseum in Königswinter präsentiert einen Querschnitt durch die Geschichte der Warenautomaten. „Stumme Verkäufer“ aus einem  Zeitraum von über hundert Jahren geben einen interessanten Einblick in Technik und Design einer Automatengruppe, die aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist.
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Schokoladen-Überraschungs-Eier, heute die Quengelware an jeder Supermarktkasse, gefüllt mit einem kleinen Spielzeug – das bereits teilweise hohen Sammlerwert erreicht – gab es schon vor über 70 Jahren. Mit der „Eierhandlung Hahn und Henne“ brachte der Hersteller Richard Reichert aus Dresden bereits im Jahre 1928 einen Warenautomat heraus, der die Kleinen so lange betteln ließ, bis Mama oder Papa ins Portemonnaie griffen. Die verkaufsfördernde Maßnahme war offenbar erfolgreich und ist nun Teil einer Schau mit über 30 Exponaten, die einen repräsentativen Querschnitt durch die Welt der Warenautomaten bietet. [-> Beispiele] Darunter finden sich auch wunderschöne Exponate aus ausländischer Produktion.
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So stammt etwa der „cheese-o-matic“ aus den Niederlanden. Der „Stumme Diener“ aus den sechziger Jahren hatte wie alle anderen Verkaufsautomaten vor allem einen Zweck: Waren feil zu bieten, wenn die Läden geschlossen hatten, also gerade am Abend und am Wochenende.

Dass dabei ein breiter Mix an Konsumgütern des täglichen Lebens Einzug in die Welt der mechanischen Verkäufer hielt, ist vielen sicher nicht recht bewusst. Zigarettenautomaten – die gibt es auch heute noch an jeder Straßenecke. Getränkespender – guter Umsatz mit dem Verkauf von Drinks in Dosen ist auch im Jahr 2000 eine Selbstverständlichkeit. Hier zeigt die Ausstellung als frühes Beispiel den 1949 von der Vendo Company in den USA gebauten Cola-Automaten, der zugleich Kühlschrank war. Tatsächlich reicht die Palette der Füllware vom Kugelschreiber und Parfum bis hin zum Toiletten- und Briefpapier – und selbstverständlich sind die mechanischen Verkäufer mit Süßigkeiten und Knabbereien die häufigsten ihrer Art.

auto-13k Ein Prunkstück unter den Exponaten ist ein Automat der Sächsischen Türschließer AG, Dresden, aus dem Jahre 1900. Denn vom „Rotkäppchen und der Wolf“ sind nur noch wenige Exemplare bekannt. „Erst Geld fallen lassen, dann ziehen“, fordert ein Emailleschild an dem märchenhaften Automaten, der dann je nach Bestückung Schokolade oder Konfekt ausgab.

So vielfältig wie ihr Inhalt, so außergewöhnlich präsentieren sich die Ausstellungsstücke auch in ihrem Design. Aufwendige, mit Ornamenten des Jugendstils verzierte Schokoladeautomaten waren immer auch Werke pfiffiger Konstrukteure, die dafür sorgen mussten, dass der Prozess vom Einwurf des Geldstücks bis zur Ausgabe der Ware reibungslos funktionierte – viele tausend mal.

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Einen instruktiven Einblick in die komplexen technischen Abläufe im Inneren der Geräte vermitteln einige Funktionsmodelle aus dem Bestand der Gesamtschule Beuel. [Internet-Präsentation: Bereich "Technik"] Der Lehrer Falk Keuten stellte in seinem Technikunterricht die reizvolle Aufgabe, kleine Verkaufsautomaten aus Holz zu konstruieren, die nach Einwurf der geforderten Münze eine Ware freigeben. Einige Schülerlösungen mitsamt einem größeren Funktionsmodell, das von den Ausstellungsbesuchern und -besucherinnen bedient werden kann, sind in der Ausstellung zu besichtigen.
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Für Lokalkolorit ist bei der Zeitreise durch die Welt der historischen Warenautomaten ebenfalls gesorgt. Zwei Geräte der zwanziger und fünfziger Jahre des Königswinterer Herstellerbetriebes der Gebrüder Lemmerz veranschaulichen eine bemerkenswerte örtliche Tradition dieses Industriezweiges. In Handarbeit und kleiner Stückzahl wurde hier etwa eine "Wahrsagerin" erdacht, deren Ware die auf kleinen Kartons aufgedruckte Zukunftsprognose ist. Der Produktionsschwerpunkt des Familienbetriebes lag allerdings im Bereich der Vergnügungsautomaten, von denen ein besonders ortsbezogenes Beispiel - ein Kraftmesser als "Aufstieg zum Drachenfels" - ebenfalls gezeigt wird. Die Präsentation dieses Automaten soll zugleich ein Hinweis auf ein künftiges Ausstellungsprojekt des Siebengebirgsmuseums sein, bei dem dann solche Unterhaltungsautomaten und speziell Beispiele aus der Königswinterer Produktion im Zentrum stehen werden.

Zu einer Auswahl der Ausstellungsstücke:
Hier klicken.

Der Großteil der Exponate stammt aus dem Bestand des Museums Gauselmann in Espelkamp,
das die Präsentation fördert.

Weitere Sponsoren sind die
IMS Informationsgemeinschaft Münz-Spiel GmbH, Bonn
sowie die
particular Preprint- und Medien-Service GbR, Königswinter.