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Historische Warenautomaten

Beispiele aus der Sonderausstellung des Siebengebirgsmuseums

- Fortsetzung -

 

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Eierhandlung Hahn und Henne
Hersteller: Richard Reichert, Dresden
Baujahr: 1928
Land: Deutschland
Mit dem Verkaufsautomat »Eierhandlung Hahn und Henne« versuchte man, die Kinder und deren Eltern als Käufer anzusprechen. Neben dem süßen Inhalt gewährte die Gestaltung des Gehäuses, in dem Hahn, Henne und Küken sitzen, einen guten Verkauf. Der früheste Beleg für die Eierhandlung stammt von 1928; wahrscheinlich war sie zu diesem Zeitpunkt aber schon einige Zeit auf dem Markt. Bei der Eierhandlung dreht man nach dem Münzeinwurf an der Kurbel, die einmal das »Krähen« des Hahns und das »Gackern« der Henne auslöst und dann das Ei, gefüllt mit Süßigkeiten, freigibt. Durch das Drehen der Kurbel wird eine gelochte Zahnscheibe weiterbewegt, durch die ein Ei entlassen wird und die danach die Ausgabe wieder verriegelt. Hergestellt wurde die Eierhandlung bis in die 50er Jahre, denn 1951 wurden noch die Produktionsrechte für die »Eierhandlung« zum Verkauf angeboten.
 

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Wahrsagerin
Hersteller: Lemmerz, Königswinter
Baujahr: 1930
Land: Deutschland
Eine Ware besonderer Art bietet die Wahrsagerin an: den Blick in die Zukunft. Während die geheimnisvolle Frau sich mechanisch bewegt, erhält der Kunde schmale Kartons, auf denen sich vielsagende Weisheiten eröffnen bis hin zu – den Lottozahlen! Nur wann genau diese Zahlen gezogen werden … Aber wer muß es denn schon so genau wissen?
Der Automat stammt aus der Produktion des Königswinterer Familienbetriebes der Gebrüder Lemmerz; entwickelt wurde er um 1930. Zum Verhängnis wurde diesem Modell der Zeitgeist, hier in Form nationalsozia-listischer Ideologie. Von ursprünglich ca. dreißig Exemplaren überstanden nur zwei eine Zeit, in der eine wahrsagende »Zigeunerin« als »Volksfeind« diffamiert wurde.

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Klosettpapierautomat
Hersteller: Automatenbau- und Betriebsges. Wien II
Baujahr: ca. 1930
Land: Österreich
Dieser Warenautomat besticht weniger durch sein Design als durch seine Funktionalität. Um Personalkosten einzusparen waren ab den 20er Jahren die »Toiletten-Fräuleins« wegrationalisiert worden. Ihr Service wurde durch entsprechende Automaten ersetzt. Neben münzbetriebenen Klosett-Türen und Handtuch-Automaten leistete auch dieser Klosettpapierautomat gute Dienste. Gegen Einwurf von zwei Groschen gab er nach Drehen an der Kurbel eine bestimmte Menge Papier aus. Von den eingesparten Personalkosten konnten seinerzeit die Raumpflegerinnen für die Nassräume finanziert werden. Diese Umstellungen waren für die Betreiber eine lukrative und wartungsarme Angele-genheit.

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Kugelschleuder Gartmann 275
Hersteller: C.H.C. Gartmann, Hamburg-Altona
Baujahr: 1934
Land: Deutschland
Kugelautomaten, auch Kugelschleuderautomaten genannt, bildeten eine Variante im Bereich der Warenautomaten und erfreuten sich in den 30er Jahren großer Beliebtheit. Was zunächst nur als "Verkaufsvermittler für alle Warengattungen" gedacht war, um die Aufmerksamkeit und das Interesse der Spieler auf bestimmte Produkte zu lenken, entwickelte sich rasch zu einer Vorstufe des Glücksspielautomaten. Die meisten in Kneipen aufgestellten Thekengeräte lieferten die Produkte nicht direkt aus, vielmahr wurden farbige Kugeln als Prämien ausgespielt, welche anschließend beim Wirt für die entsprechenden Waren eingetauscht werden konnten. Über die Beschriftung am Gerät war ein ständiger Wechsel der zu gewinnenden Artikel unbegrenzt möglich. Doch lange währte die Freude an den Kugelschleudern nicht, denn schon sehr bald beschäftigten sich die Polizeibehörden damit. Zunächst wurden sie in geschlossene Innenräume verbannt. Dann wurde verfügt, dass die Kugel, die die Ware bezeichnete, bereits vor Zahlung des Einsatzes sichtbar und die möglichen Gewinne detailliert angegeben werden mussten. So war für jeden von vornherein ersichtlich, was er für seinen Einsatz erhielt, und das Gerät verlor jeden Spieleiz. Der 1. Januar 1940 brachte schließlich das endgültige Ende für die Kugelautomaten: Ein neues Gesetz verbot sämtliche "mechanisch betriebenen Spieleinrichtungen mit Gewinnmöglich-keiten".
 

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ABA-Warenautomat
Hersteller: ABA-Metall, Berlin
Baujahr: 1938
Land: Deutschland
Mit dem Gesetz zum Aufstellen von Warenautomaten aus dem Jahr 1934 setzte sich die Erkenntnis endgültig durch, dass der automatische Verkauf als alternative Vertriebsform des Einzelhandels ein »zweites Geschäftsbein« insbesondere an Sonn- und Feiertagen sowie nach dem werktäglichen Ladenschluss bedeutete. Das betraf vor allem den Tabak- und Süßwaren-handel, wo Umsatzsteigerungen um durchschnittlich 40% ermittelt wurden.
Die neuen Warenautomaten ab Mitte der 30er Jahre, zu denen der ABA-Warenautomat zählt, wiesen zahlreiche technische Neuerungen auf, die bahnbrechend für den Automatenbau in der Welt wurden: verstellbare Kupplungen des Geldeinwurfs für die Warenabgabe, eine ausgeklügelte Kombination von Stapel-, Gefach- und Schachtsystemen sowie die vollautomatisch-elektrische Warenausgabe ermöglichten eine weitgehende Ausnutzung des Raumes und steigerten damit die Rentabilität der Automaten.
 

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Kugelschreiber-Automat
Hersteller: Crystal-Automaten GmbH
Baujahr: 1959
Land: Deutschland
Kugelschreiber sind heute – mit Ausnahme der edlen Exemplare einzelner Luxus-Marken – ein absoluter Massenartikel. Man besitzt sie zuhauf, und der Verlust eines solchen Alltagsutensils ist allenfalls ärgerlich, wenn gerade kein Ersatz zur Hand ist. In den 50er Jahren sah das noch ganz anders aus. Wie immer, wenn etwas völlig Neues auf den Markt kommt, hat es den Hauch des Besonderen, ist es begehrt oder wird gar zum Kultobjekt. Die Erfindung des Kugelschreibers löste damals eine solche Welle der Begeisterung aus. Jeder hatte so ein Ding, wer noch mit Füllfederhalter schrieb, galt schon fast als verschroben.
Diese Begeisterung für bestimmte Artikel machte sich auch die Automatenbranche zunutze. Hinzu kam, daß seit Anfang der 50er Jahre Warenautomaten durch verschiedene technische Neuerungen einen wahren Boom verzeichneten. Neu waren verstellbare Kupplungen des Geldeinwurfs für die Warenausgabe, Paternostersysteme mit auswechselbaren Schächten und Fächern oder die elektrisch gesteuerte Warenausgabe, um nur einige zu nennen. Es gab kaum mehr etwas, das man nicht an Automaten erstehen konnte. Als 1962 die Residenzpflicht aufgehoben wurde, entstanden sogar ganze Automatenstraßen, -läden und -gaststätten. Kleine Geräte, wie der Kugelschreiber-Automat, konnten jederzeit auch für andere Waren umgebaut werden, wenn der neue Artikel im Preis und in der Größe dem vorher ausgegebenen entsprach.
 

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cheese-O-matic
Hersteller: Nederlandse Scooterfabriek NV.
Baujahr: ca. 1960
Land: Niederlande
Auch der cheese-O-matic aus den frühen 60er Jahren gehört zur Gattung der Warenautomaten. Dieser Automat der Firma Nederlandse Scooterfabriek NV. verkaufte demjenigen, der bereit war, ein 25-Cent-Stück zu investieren, ein Stück Käse. Man fand diesen Automat auf Bahnsteigen, an Autobahnraststätten, auf öffentlichen Plätzen und an vielen anderen Orten mehr.

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